Cooling-Maßnahmen in den Bezirken
Österreichweit gab es in den letzten Jahren fast doppelt so viele Hitze- wie Verkehrstote. Allein im Jahr 2018 gab es in Wien 41 Tropennächte, also Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fiel. Aufgrund der vielen aufgeheizten Betonflächen, sogenannter Hitzeinseln, die sich im urbanen Raum befinden, kühlt die Stadt in der Nacht nicht mehr ausreichend ab. Wie am 4. Juni 2019 beschlossen werden ab sofort bis zu 80% der Kosten für Kühlungsprojekte in den Bezirken von der Stadt übernommen.
Die globale Klimakrise ist längst keine theoretische Annahme mehr, sondern hat sich zur größten Herausforderung unserer Zeit entwickelt. Davon sind vor allem Städte als große urbane Lebensräume, die vermehrt mit langanhaltenden, hochsommerliche Extremtemperaturen, starken Niederschlägen, Dürreperioden und Stürmen konfrontiert sind. Es ist daher notwendig, sich auf die veränderten klimatischen Bedingungen einzustellen und die Widerstandsfähigkeit der Städte zu erhöhen. Während beim Klimaschutz erklärtes Ziel die Dekarbonisierung in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts ist (als Ergebnis aus dem Pariser Klimaschutzabkommen 2015), geht es bei der Anpassung an den Klimawandel vorrangig darum, negative Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen. Klimaschutz und Klimawandelanpassung stellen dabei gleichrangige Säulen einer verantwortungsvollen Stadtpolitik und Stadtverwaltung dar. Ziel der Anpassung ist es, einerseits die bereits spürbaren Auswirkungen der Klimaveränderungen (z.B. vermehrte Hitzetage) abzumildern und andererseits zukünftige Schäden (z.B. durch intensive lokale Starkniederschläge) soweit als möglich zu vermeiden.
Auch in Wien hat der Klimawandel in den letzten Jahrzehnten zu einer spürbaren Veränderung der klimatischen Bedingungen geführt. So hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur Wiens in den letzten vier Jahrzehnten bereits um etwa zwei Grad Celsius erhöht. Hitzewellen, Starkregenereignisse und Trockenperioden nahmen zu. Studien prognostizieren eine weitere Erwärmung von bis zu vier Grad Celsius bis zum Jahr 2100 und eine besonders deutliche Erhöhung von Tagen mit Temperaturen über 30 Grad Celsius.
Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Klimawandelanpassung ist der Erhalt und Ausbau der grünen Infrastruktur in der Stadt. Dabei spielen Bäume eine herausragende Rolle. Bäume tragen wesentlich zum Klimaschutz und zur besseren Luftqualität in der Stadt bei: Ausgewachsene Bäume binden neben Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid etwa 10 Kilogramm CO2 pro Jahr und geben etwa 130 Kilogramm Sauerstoff ab. Bäume nehmen bis zu 370 Liter Wasser pro Tag auf und geben es in die Atmosphäre ab. Dadurch unterstützen sie den natürlichen Wasserkreislauf der Erde. Durch die hohe Verdunstungsleistung und die große Schattenwirkung sind Bäume die effizienteste und nachhaltigste „Klimaanlage“ gegen sommerliche Überhitzung. Gleichzeitig bietet es sich vielerorts an, Bereiche mit großen Schattenbäumen im öffentlichen Raum als konsumfreie Mikrofreiräume und kühle Aufenthaltsflächen zu gestalten.
In Wien sind die Kosten für diesbezüglichen Maßnahmen durch die Bezirke zu finanzieren. Gerade im dichtbebauten Stadtgebiet sind Baumpflanzungen aufgrund von historisch gewachsenen Stadtstrukturen, einer Vielzahl von technischen Herausforderungen und notwendigen Schutzmaßnahmen sehr aufwendig und kostspielig. Diese Kosten belasten die Bezirksbudgets überproportional hoch bzw. übersteigen oft die budgetären Möglichkeiten der innerstädtischen Bezirke, in denen Baumpflanzungen als Klimawandelanpassungsmaßnahme besonders notwendig sind.
Die Stadt Wien steuert schon seit längerem mit vielen gezielten Maßnahmen gegen – wie dem intensiven Ausbau der Grünflächen, mit Baumpflanzungen und Fassadenbegrünungen wie auf den Zentralen der MA 48 und Wiener Wasser. Auch konsumfreie Badestrandzugänge, 1.000 Trinkbrunnen sowie Wasserfontänen und Wasserspiele auf öffentlichen Plätzen sind ein aktiver Beitrag.
Nun wurde darüber hinaus ein umfassendes Bezirks-Paket geschnürt, das unter anderem Maßnahmen wie die Errichtung von Wasserspielen, Nebelduschen und Wasserfontänen, die Pflanzung größerer Stadtbäume, straßenseitige Fassadenbegrünungen, die Entsiegelung befestigter Flächen zugunsten Grünflächen oder mobile Trinkbrunnen mit Sprühnebelfunktion umfasst. Dieses soll die Stadt noch cooler machen und die Lebensqualität weiter steigern.
Weitere Informationen finden Sie in der Aussendung der Stadt Wien.