10 Jahre, 10 Interviews: Alena Sirka-Bred

Die Smart Klima City Strategie Wien feiert 2024 ihren 10. Geburtstag! Doch was braucht es, damit eine Strategie Fuß fassen kann? Wie entsteht eine Strategie und wer schreibt sie? Was steckt hinter dem Begriff Smart City und wieso brauchen wir diese Strategie heute mehr denn je?

Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass und blicken in unserer Reihe „10 Jahre, 10 Interviews“ auf die Anfänge und den Werdegang der Strategie – und natürlich in die Zukunft. Aus diesem Anlass kommt Alena Sirka-Bred zu Wort. Die studierte Rechtswissenschaftlerin arbeitet seit 1997 für die Stadt Wien und leitet seit 2017 die Gruppe Europa und Internationales im Magistrat.

1. Rückblick und Meilensteine

Was waren die bedeutendsten Erfolge und Meilensteine der Smart City Initiative in den letzten 10 Jahren?

Für mich als im internationalen Bereich Tätige war es ein besonderer Meilenstein, dass bei der umfassenden Aktualisierung der Smart City Rahmenstrategie 2018/19 die  Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (kurz SDGs), die 2015 von der UN-Staatengemeinschaft verabschiedet wurden, eingeflossen sind. Diese globalen Zielsetzungen für nachhaltige Entwicklung sind in Wien somit an oberster Stelle – nämlich unserer Dachstrategie – verankert. Damit tragen wir nicht nur zur lokalen Umsetzung der SDGs bei, sondern bleiben auch weltweit vergleichbar und können so den internationalen Diskurs um Lösungen für globale, grenzüberschreitende Probleme wie dem Klimawandel mitgestalten.

2. Persönliche Highlights

Welches Erlebnis oder welche Begegnung im Rahmen der Smart City Initiative hat Sie persönlich am meisten berührt oder inspiriert?

Mich berührt immer zu erleben, wie Projekte, die als Idee oder Innovation beginnen, schlussendlich das Leben vieler Personen verbessern. Zum Beispiel die in Wien entstandenen Radwege, die das sichere Radfahren mit den Kindern durch die Stadt erst so richtig ermöglichen, oder die Grätzloasein meiner Wohngegend, die ein Treffpunkt verschiedenster Menschen geworden ist. Oder wenn ein als Smart City Wien-Projekt entwickeltes Angebot für Schulen tatsächlich in der Klasse meines Sohnes ankommt und begeistert angenommen wird – ein sehr schönes Gefühl!

3. Inspirierende Projekte

Gibt es ein Projekt aus den letzten Jahren, das Sie besonders begleitet, inspiriert oder beeindruckt hat? Warum?

s.u. 5.)

4. Bürger*innenbeteiligung

Inwiefern konnten die Bürger*innen in den letzten zehn Jahren in die Gestaltung der Smart Klima City Wien einbezogen werden?

Besonders schön finde ich die Werkstadt Junges Wien, weil da diejenigen einbezogen wurden, um deren Zukunft es ganz konkret geht: die Kinder und Jugendlichen! Aus ihrem Beitrag ist ein ganz konkreter Auftrag an uns entstanden, die Kinder- und Jugendstrategie, an deren Umsetzung die Kinder und Jugendlichen auch wieder in verschiedenster Form beteiligt sind.

5. Herausforderungen und Lösungen

Welche großen Herausforderungen mussten Sie auf dem Weg zur Smart Klima City überwinden und wie wurden bzw. werden diese gemeistert?

Besonders wichtig ist der ganzheitliche Ansatz, der in der Smart Klima City Strategie verfolgt wird: der Schlüssel und gleichzeitig die größte Herausforderung ist die Koordination unter den Abteilungen im Magistrat sowie die ehrliche Einbindung der Bevölkerung und der Wissenschaft. Dabei muss über Zielkonflikte diskutiert und an für alle gangbaren Lösungen gearbeitet werden. Das kostet Zeit und Energie – ist aber das Erfolgsrezept!

6. Internationale Zusammenarbeit

Welche Rolle spielte die (internationale) Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen Städten in der Entwicklung von Wien?

Die großen Herausforderungen unserer Zeit sind global und grenzüberschreitend, daher müssen auch die Lösungen gemeinsam entwickelt werden. Die große Bedeutung der städtischen Ebene für die Lösung der globalen Probleme ist auch in der UN Agenda 2030 und den SDGs mit SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ festgeschrieben. Wien arbeitet sehr eng mit vielen Städten weltweit zusammen, auf Expert*innenebene sowie auf politischer Ebene, bilateral und in Netzwerken, teilweise auch im Rahmen von multilateralen Organisationen – denn wir haben keine Zeit zu verlieren! Die Kooperation mit anderen Städten ist daher von Anfang an explizit als Umsetzungsinstrument in die Smart Klima City Strategie eingeschrieben. Wir wollen von anderen lernen und Erfahrungen teilen – und auch andere Städte auf dem Weg mitnehmen, denn nur dann ist das Erreichen der Ziele möglich, was sich im SDG 17 „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ niederschlägt.

7. Persönlicher Ausblick

Was motiviert Sie persönlich, an der Weiterentwicklung der Smart Klima City Wien mitzuarbeiten, und was wünschen Sie sich für die Zukunft dieser Initiative?

Ich möchte, dass auch die Generation meines Sohnes und die Generationen danach ein so gutes Leben führen können wie wir– und das sollte am besten nicht nur in Wien, sondern überall auf der Welt möglich sein!

8. Smart Klima City Wien erleben

Haben Sie einen Tipp für Wiener*innen und Besucher*innen, die die Smart Klima City Wien erleben möchten? Wo wird die Smart Klima City Wien Ihrer Meinung nach im Stadtleben besonders sichtbar?

Neben den vielen Stadtentwicklungsgebieten wie die Seestadt, Sonnwendviertel, Nordbahnviertel usw. finde ich gerade die kleinen Initiativen im dicht verbauten Stadtgebiet so inspirierend und schön – daran merkt man, dass mit Kreativität und Willen auch dort die Gestaltung nachhaltigen und lebenswerten Stadtlebens gelingen kann – seien es die Grätzloasen, die Radstraßen mit neuem Grün-/Baumbestand, kleine aufgewertete Parkanlagen, Begegnungszonen mit neuen innovativen Gewerbebetrieben, begrünte Häuser, Schulcampi, uvm.! Besonders gelungen sind diese Initiativen meist dann, wenn sie unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung entstanden sind. Auf meinem täglichen Radweg durch die Stadt ins Büro und zurück genieße ich es zu sehen, dass dadurch jedes Grätzl auf seine Weise lebenswert und einzigartig ist.

9. Urban Legends

Welche urbane Legende über die Smart Klima City Wien würden Sie gerne entlarven oder bestätigen?

Dass die Wiener*innen so unfreundlich sind! Wenngleich es die jährliche Umfrage scheinbar immer bestätigt: in meinen vielen Kontakten mit Expats und internationalen Delegationen höre ich immer wieder das Gegenteil, nämlich wie (gast-)freundlich und hilfsbereit die Leute ihnen hier begegnen!

10. Die Stadt als Spielplatz

Wenn Sie eine ungenutzte städtische Fläche in Wien in einen unterhaltsamen Spielplatz für Erwachsene verwandeln könnten, was würde dort passieren?

Ein SDG-/Smart Klima City Trainingsparcours, der Bewegung und Spaß mit Wissensvermittlung über unseren Beitrag zu einem nachhaltigen Leben für alle kombiniert.

Danke für das Gespräch!

Alena Sirka-Bred, Leiterin der Gruppe Europa und Internationales der Stadt Wien.