Die Wiener Hauptkläranlage ist Energieselbstversorgerin! Mit Fertigstellung des Projekts E_OS (Energie-Optimierung Schlammbehandlung) erzeugt ebswien seit 2020 die für die Abwasserreinigung benötigte Energie aus Klärgas zu mehr als 100 Prozent selbst. Dabei spart die Anlage 40.000 Tonnen CO2 jährlich ein. Die ebswien dickt den Klärschlamm, der bei der Abwasserreinigung als Restprodukt entsteht, ein und erwärmt diesen auf 38°C. Danach verfrachten Pumpen das Gemisch in sechs jeweils 35 Meter hohe Faulbehälter. Dort entsteht unter Luftabschluss das Klärgas (im Wege der anaeroben Stabilisierung). Dieses Gas besteht zu zwei Dritteln aus energiereichem Methan und gilt als erneuerbarer Energieträger. In weiterer Folge verwandelt sich das Klärgas in Blockheizkraftwerken in Strom und Wärme.
Innovative Verfahrenstechnik
Für E_OS errichtete ebswien die Vorklärung und die 1. biologische Stufe der Kläranlage zur Gänze neu. Die Verfahrenstechnik der 1. Stufe benötigt fortan weniger Energie für die Belüftung und erhöht den Energieinhalt des Schlammes. So lässt sich die Gas- und damit die Energieausbeute im Vergleich zu herkömmlichen Kläranlagen steigern. Dazu kamen die Einrichtungen für die Schlammfaulung sowie für die Klärgasgewinnung und -verwertung. Das maschinelle Voreindicken des Schlammes sorgt für eine hohe „Schlammtrockensubstanz“ (ca. acht Prozent). ebswien benötigt deswegen weniger Energie für das Aufheizen des Schlammes auf ca. 38°C. Außerdem kommt man mit kleineren Faulbehältern mit einem Fassungsvermögen von je 75.000 Kubikmetern aus. Die Kläranlage behandelt Abwässer aus der Schlammentwässerung mit hoher Stickstoffbelastungen separat und stellt so weiterhin sicher, dass Stickstoff größtenteils entfernt wird. ebswien erfüllt dabei sämtliche gesetzliche Reinigungsstandards.
Versuchsanlage bestätigt Prognosen
ebswien ging bei E_OS auf Nummer sicher: Bereits eine Versuchsanlage im Maßstab 1:600 bestätigte die Prognosen einer Machbarkeitsstudie von 2010. Nachdem der Wiener Gemeinderat das Projekt 2012 beschloss, erfolgte 2015, als dessen Umweltverträglichkeit feststand, der Baubeginn. Nach schrittweisen Teilinbetriebnahmen ging ebswien 2021 in Vollbetrieb. Dann erzeugt die Hauptkläranlage jährlich 15 Gigawattstunden mehr an Strom und 42 Gigawattstunden mehr an Wärme pro Jahr als sie selbst verbraucht. Erneuerbare Energie deckt somit den Bedarf der Hauptkläranlage – immerhin ein knappes Prozent des Wiener Gesamtstromverbrauchs – vollständig. Überschüsse fließen ins öffentliche Netz. Außerdem ist die im Prozess entstehende Wärme direkt für die Schlammfaulung nützlich oder speist das Wiener Fernwärmenetz. Die Hauptkläranlage setzt in dieser Größenklasse neue Maßstäbe und trägt wesentlich zu den Zielen der Smart City Wien Rahmenstrategie bei.
Kontakt
ebswien hauptkläranlage Ges.m.b.H.
Website: www.ebswien.at/klimaschutz
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