Expertinnen und Experten testeten im Frühjahr 2019 in einer Wohnbauanlage im 23. Wiener Gemeindebezirk, wie viele Garagenparkplätze mit E-Ladestationen ausgestattet werden können, ohne das bestehende Stromnetz zu überlasten. Die entscheidende Frage ist, wie viele Elektrofahrzeuge abends gleichzeitig „tanken“ können. Ein Teil der Bewohnerinnen und Bewohner hatte dafür sechs Wochen ein E-Fahrzeug zur Verfügung. Die Ergebnisse zeigen, dass die Lenkerinnen und Lenker bereits zahlreiche Fahrzeuge gleichzeitig aufladen können. Die Ergebnisse sind auch hilfreich, um Netz- und Ladeinfrastrukturen im bestehenden Stadtgebiet nachzurüsten. Auf diese Weise können alle Wienerinnen und Wiener in Zukunft stadtweit auf E-Mobilität setzen.
Ergebnisse machen Mut
Dank des Bauträgers „Wien Süd“ konnte dieses Pilotprojekt in einer Wohnhausanlage im 23. Wiener Gemeindebezirk mit konventionellem Netzanschluss stattfinden. Wien Energie stattete dafür die dortige Tiefgarage mit E-Ladestationen aus. Mieterinnen und Mieter nutzten dann 12 elektrisch betriebene Fahrzeuge mit der TANKE-Karte sechs Wochen lang kostenlos. Das entspricht einem E-Mobilitätsanteil von 30-50 Prozent. In der Wohnhausanlage mit 22 Haushalten stehen fortan 12 Ladestationen (jeweils 11 KW) mit Lastmanagementsystem zur Verfügung.
Entscheidend ist, dass sich die Hälfte der Haushalte ohne signifikanten Ausbau der Netzkapazität problemlos versorgen ließ. Auch in Spitzenzeiten am Abend beanspruchten sämtliche Haushalte insgesamt nie mehr als knapp über die Hälfte der verfügbaren Kapazität. Die teilnehmenden Lenkerinnen und Lenker gewöhnten sich obendrein schnell an die neue Technologie. Sie luden ihre Fahrzeuge zu 85 Prozent daheim und zu knapp 15 Prozent im öffentlichen Straßenraum auf. Die Fahrzeuge dienten also größtenteils für kurze Strecken in der Stadt unter 50 Kilometer. Schnellladestationen kamen im privaten Bereich nicht zum Einsatz.
E-Mobilität für die Smart City Wien
Die genaue messtechnische Erfassung der Netzauslastung zeigt, dass das Betreiben von E-Ladestationen in bestehenden Wohnhausanlagen in Wien in größerem Umfang möglich ist. Das ist ganz im Sinne der Smart City Wien Rahmenstrategie, denn Elektromobilität ist ein wesentlicher Baustein der Energie- und Mobilitätswende. Verursacht der Autoverkehr in Wien doch rund 40 Prozent der lokalen Treibhausgasemissionen. Eine flächendeckende E-Ladeinfrastruktur in Wohnhausanlagen und im öffentlichen Raum ist demnach mitentscheidend für die Etablierung von Elektromobilität in Städten.
Zwei zentrale technische Fragen waren bislang nicht hinlänglich geklärt:
- Reicht die Leistungskapazität des bestehenden Hausanschlusses für viele E-Fahrzeuge im täglichen Betrieb?
- Wie weit kann Lastmanagement gewährleisten, dass viele E-Ladestationen in bestehenden Wohnhausanlagen nachgerüstet werden, ohne dass Anschlussleistungen nachgekauft oder zusätzliche Transformatoren errichtet werden müssen?
Wien Energie, Wiener Netze, Wien Süd, e7 und Urban Innovation Vienna setzten das Projekt im Auftrag des Klima- und Energiefonds im Rahmen des Programms „Elektromobilität in der Praxis“ um.
Kontakt
Gerald Franz, UIV Urban Innovation Vienna GmbH
E-Mail: franz@urbaninnovation.at
This post is also available in: Englisch