Genderaspekte in der Klimapolitik

© Gerd Götzenbrucker

Genderaspekte spielen in der Klimapolitik eine wesentliche Rolle. In Bereichen wie Mobilität, Wohnen, Konsumentscheidungen, Stadtplanung und Energieversorgung zeigen sich unterschiedliche geschlechtsspezifische Verhaltensmuster, Einstellungen und Bedürfnisse. Frauen und Männer weisen statistisch gesehen Unterschiede in den Beiträgen zur Verursachung des Klimawandels sowie in der Betroffenheit durch den Klimawandel auf.[1]

Betroffenheit von der Klimakrise

Frauen haben im Schnitt weniger Einkommen, einen schlechteren Zugang zu Bildung, sind öfter armutsgefährdet und erledigen mehr Betreuungsarbeit für Kinder und ältere Menschen. Dass Frauen stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer, zeigt sich etwa am Beispiel von Hitzewellen. Darunter leiden vor allem ältere Personen und die einkommensschwache Bevölkerung. In beiden Gruppen sind Frauen stark überrepräsentiert: 2016 waren in Wien 78 Prozent der Bevölkerung über 90 Jahre weiblich.[2] Während der großen Hitzewelle in Europa im Jahr 2003 starben um 75 Prozent mehr Frauen als Männer gleichen Alters .[3] Eine Dramatik, die angesichts der wachsenden Zahl der extrem heißen Tage auch in Wien zunehmen wird.

Durch geschlechtsspezifische Unterschiede bei Einkommen und Vermögen stehen Frauen statistisch gesehen weniger Ressourcen zur Klimavorsorge und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zur Verfügung. Mehrfache Benachteiligungen (z.B. geringes Einkommen und Migrationshintergrund) führen häufig zu Wohnsituationen mit schlechten energetischen Gebäudestandards und dadurch zu größerer Hitzebelastung. Außerdem sind Frauen in klimapolitisch relevanten Entscheidungsprozessen meist unterrepräsentiert.[4]

Lebensqualität für alle

Die Wiener Smart City Strategie verfolgt das explizite Ziel, die Lebensqualität für alle in der Stadt lebenden Menschen zu sichern bzw. weiter zu verbessern und dabei die unterschiedlichen Lebenswelten, Alltagsrealitäten und Bedürfnisse – auch von Frauen und Männern – zu berücksichtigen. Das gilt etwa für die Planung von Stadtteilen und öffentlichem Raum: Erreichbarkeit (kurze Wege, öffentlicher Verkehr usw.), Maßnahmen der Klimaanpassung, aber auch das subjektive Sicherheitsgefühl von Frauen spielen dabei eine wichtige Rolle. „Gender Planning“ ist daher seit langem als Prinzip in Wiener Planungsprozessen verankert.

Die Integration von Genderaspekten in die Klimapolitik ist somit eine wesentliche Voraussetzung für die Wirksamkeit von klimapolitischen Maßnahmen zugunsten aller Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt.

Kontakt

Ursula Bauer, Dezernatsleiterin für Gender Mainstreaming in der Magistratsdirektion der Stadt Wien

Eva Kail, Steuerung gendergerechter Stadtplanung, Kompetenzzentrum für übergeordnete Stadtplanung, Smart City Strategie, Partizipation und Gender Planning in der Baudirektion der Stadt Wien

E-Mail: gm@md-os.wien.gv.at

Website: https://www.wien.gv.at/menschen/gendermainstreaming/


[1] WHO: Gender, Climate Change and Health, S.9

[2] Vgl. Wiener Gleichstellungsmonitor 2016

[3] Frauen.Wissen.Wien.Nr.10: „Klima & Geschlecht“, S.15

[4] Frauen.Wissen.Wien.Nr.10: „Klima & Geschlecht“, S.15