Zielbereich des Monats
Jeden Monat rücken wir einen Zielbereich der Wiener Smart Klima City Strategie in den Mittelpunkt. Wir beschreiben, worum es in diesem Zielbereich geht; stellen spannende Initiativen und die smarten Köpfe dahinter vor; präsentieren aktuelle Projekte und zeigen, wo man das jeweilige Themengebiet in der Stadt hautnah erleben kann. Auf Facebook gibt es außerdem passende Fun Facts – nicht verpassen!
Trotz des anhaltend spätsommerlichen Wetters sind bereits einige Wochen seit offiziellem Herbstbeginn vergangen. Mit dem Übergang in die kältere Jahreszeit gewinnt das Thema Heizen und Energie wieder stark an Bedeutung. Der Oktober bietet daher eine ideale Gelegenheit, den Zielbereich Energieversorgung genauer zu betrachten.
Wien hat ehrgeizige Ziele für die Zukunft: Bis 2040 soll die Stadt vollständig aus der fossilen Wärmeversorgung aussteigen und ihre Energieversorgung auf erneuerbare, lokal erzeugte Quellen umstellen. Dafür investiert Wien intensiv in Energieeffizienz, erneuerbare Energien und die Förderung von Elektromobilität. Das Ziel ist klar: Die CO2-Emissionen sollen bis 2040 auf null reduziert und Abwärme bestmöglich genutzt werden. Dabei setzt die Stadt verstärkt auf erneuerbare Wärmequellen wie Tiefengeothermie und Großwärmepumpen. Ein wesentlicher Schritt auf diesem Weg ist die verstärkte Beteiligung von privaten Haushalten und Unternehmen an der Stromerzeugung durch beispielsweise Photovoltaik-Anlagen. Intelligente Energienetze ermöglichen die effiziente Abstimmung von Energieverbrauch und -erzeugung sowie die Integration verschiedener Sektoren wie Wärmeversorgung und Elektrizität. Dies führt zu einer dezentralen Energieversorgung, die auf erneuerbaren Quellen basiert.
Wiens ambitionierte Ziele zeigen sich auch in konkreten Zahlen: Die erneuerbare bzw. dekarbonisierte Energieerzeugung in der Stadt wird bis 2030 auf das Dreifache und bis 2040 auf das Sechsfache im Vergleich zu 2005 steigen. Der Wiener Endenergieverbrauch wird bis 2030 zur Hälfte und bis 2040 vollständig von erneuerbaren bzw. dekarbonisierten Quellen gedeckt sein. Diese Entwicklung wird maßgeblich vom wachsenden Umweltbewusstsein und den veränderten Mobilitätsgewohnheiten der Wiener Bevölkerung unterstützt und trägt langfristig zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt bei.
Ausstieg aus der fossilen Wärmeversorgung
Die Stadt Wien investiert intensiv in den Ausbau ihrer Energieinfrastruktur, um eine klimaneutrale und effiziente Energieversorgung für alle Bewohner*innen zu gewährleisten. Der Wiener Klimafahrplan legt fest, die städtische Wärme- und Kälteversorgung bis 2040 auf erneuerbare Energiequellen umzustellen. Das Konzept Raus aus Gas – Wiener Wärme und Kälte 2040 baut auf dem Klimafahrplan auf und nimmt sich dem Gebäudesektor an, denn dieser Sektor trägt maßgeblich zu den Treibhausgasemissionen in Wien bei. Das macht eine umfassende Umrüstung unserer Gebäude für die Erreichung der Klimaziele notwendig.
Eine zentrale Maßnahme ist die Initiative „Raus aus Gas“. Ihr Ziel ist der Ausstieg aus fossilen Energiequellen, um die Wärmewende zu ermöglichen. Besonders in dicht besiedelten Stadtgebieten mit hohem Wärmebedarf soll die Fernwärmeversorgung deutlich erweitert und nachverdichtet werden. In den ausgewählten Pioniergebieten im 2., 6., 9. und 16. Wiener Gemeindebezirk wird der Ausbau der Fernwärme durch Quartierlösungen durch Wien Energie vorangetrieben. Die Erfahrungen in den vier Vorreiter-Gebieten sollen v.a. wertvolle Erkenntnisse für die geplante Erweiterung und die Umstellung von Gas auf alternative Heizsysteme in der gesamten Stadt liefern.
Sonnenstrom-Initiative: Wien setzt auf erneuerbare Energien
Die Wiener Sonnenstrom-Offensive ist ein weiterer entscheidender Schritt in Richtung Energiewende. Wien setzt konsequent auf erneuerbare Energien und plant bis 2030 den Ausbau von Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 800 Megawatt Peak. Das entspricht einer Fläche von 90-100 Fußballfeldern pro Jahr und wird die Solarstromproduktion in der Stadt um das 16-Fache steigern. Wien Energie ist dabei mit 260 Anlagen und fast 60 MW Leistung Österreichs größter Solarkraftbetreiber. Ihr Sonnenstrom versorgt über 25.000 Haushalte, das sind mehr als in den Stadtteilen Innere Stadt und Josefstadt zusammen.
Die Stadt erweitert aktuell gezielt ihre Beratungs- und Fördermöglichkeiten, um private Hauseigentümer*innen, Bauträger*innen und Unternehmen noch besser zu unterstützen. Die erste Anlaufstelle für Fragen zur Errichtung einer Photovoltaik-Anlage ist hier das Kompetenzzentrum Erneuerbare Energie. Außerdem gibt es die spannende Gelegenheit für Unternehmen, Betriebe und Bauträger, Solarpartner*in zu werden, wenn sie eine Photovoltaik-Anlage auf ihrem Dach installieren oder dies in Erwägung ziehen. Ziel der Stadt Wien ist es, eine maximale Anzahl an städtischen Flächen für den Ausbau von Sonnenstrom zu gewinnen. Das Solarpotenzialkataster bietet hier für jede*n eine niederschwellige Möglichkeit, eine erste verlässliche Einschätzung potenzieller Photovoltaik-Standorte zu erhalten.
Besonders aktuell: Seit Ende September ist die neue Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Wiener Rathauses in Betrieb. Diese soll in Zukunft den Stromverbrauch von rund 110 Zwei-Personen-Haushalten decken. Bislang sind bereits acht Photovoltaik-Anlagen auf den Amtshäusern der Stadt Wien im Einsatz, und weitere vier sind in Arbeit. Insgesamt wurden auf stadteigenen Flächen 252 Photovoltaik-Anlagen installiert. Die Errichtung der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Wiener Rathauses war eine besondere Herausforderung, da sie den Denkmalschutzvorschriften entsprechen musste. Durch ihre optimale Ausrichtung ist die PV-Anlage jedoch nur aus der Vogelperspektive erkennbar, wodurch der Denkmalschutz erhalten werden konnte.
Auch auf der Wiener Stadthalle befindet sich seit Herbst 2022 eine umweltfreundliche Photovoltaik-Anlage. Etwa 20 Prozent des dort erzeugten Sonnenstroms werden direkt in der Wiener Stadthalle genutzt. Dieser Anteil wird beispielsweise für die Kaltwassererzeugung und Kühlung in Halle D oder die Eisproduktion in der EisStadthalle verwendet. Die verbleibenden 80 Prozent des erzeugten Stroms werden in das Netz von Wien Strom eingespeist, wodurch etwa 230 Haushalte mit grünem Strom versorgt werden können.
Die Produktion von erneuerbarer Energie, beispielsweise durch Sonnen- oder Windkraft, ist jedoch oft schwer vorhersehbar und stark wetterabhängig. In Zeiten mit starkem Wind kann es daher vorkommen, dass mehr Energie erzeugt wird, als gerade benötigt wird, was zu einem Überangebot führt. In solchen Fällen setzt Wien Energie auf Power-to-Heat-Anlagen, um die Stabilität im Stromnetz sicherzustellen. Diese Anlagen verknüpfen das Strom- und Fernwärmenetz, um überschüssige Energie auf eine intelligente Weise zu nutzen und z.B. in umweltfreundliche Wärme umzuwandeln. Das ist nicht nur innovativ, sondern sichert auch die Energieversorgung in Wien.
ebswien: Klimaschutz beginnt in Wien am Klo
Ein weiteres innovatives Vorzeigebeispiel ist die Wiener Hauptkläranlage. In den meisten großen Städten sind Kläranlagen bekanntermaßen große Quellen von Treibhausgasemissionen. Doch Wien bildet eine Ausnahme: In der Kläranlage Simmering wird durch das Öko-Kraftwerk aus Klärschlamm, einem Nebenprodukt der Abwasserreinigung, umweltfreundliche Energie erzeugt. Dadurch werden jährlich etwa 40.000 Tonnen weniger CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt. Bereits seit 2019 ist in Simmering außerdem die leistungsstärkste Großwärmepumpe Mitteleuropas in Betrieb. Diese Anlage nutzt die Abwärme von Kraftwerksanlagen und soll schon bald 106.000 Haushalte klimaneutral mit Wärme versorgen. Die Besonderheit: Ihre Fähigkeit, bereits aus niedrigen Temperaturen Wärme zu gewinnen. Es genügen lediglich 6 °C, um Wärme mit einer Temperatur von 95 °C zu erzeugen!
Cooles Nordbahnviertel: Nachhaltige Kühllösungen für den Sommer
Effiziente Energieversorgung beschränkt sich in Wien nicht nur auf die Erzeugung klimafreundlicher Wärme, sondern beinhaltet auch die Bereitstellung von nachhaltiger Kühlleistung während den heißen Sommermonaten. In einem neuen Wohnhaus im Nordbahnviertel baut Wien Energie derzeit eine innovative Kältezentrale, die im Sommer rund 1.000 Haushalte mit umweltfreundlicher Kühlleistung von 1,7 Megawatt versorgen soll. Das entspricht in etwa dem, was 680 herkömmliche Klimaanlagen leisten würden, und könnte insgesamt 230 Tonnen CO₂ einsparen. Die Anlage wird im Herbst in Betrieb genommen, sodass schon im nächsten Sommer Haushalte von der Fernkälte profitieren können. Durch ein 28 Kilometer langes Netz von Fernkälteleitungen kühlt Wien Energie bereits jetzt etwa 190 Gebäude umweltfreundlich. Dies ist besonders in städtischen Entwicklungsgebieten wie dem Nordbahnviertel wichtig, um Wien auch bei in Zukunft steigenden Temperaturen lebenswert zu halten. Bis 2030 ist daher geplant, die Fernkälteleistung nahezu zu verdoppeln und Wien als Europas Fernkälte-Hauptstadt zu etablieren.
Energie-Gutscheine und weitere Informationsmöglichkeiten: Unterstützung in Wien
Seit Anfang Juni 2023 unterstützt Wien Energie Menschen in schwierigen Lebenssituationen mit Energie-Gutscheinen, die von sozialen Einrichtungen wie Caritas, Rotes Kreuz und Volkshilfe ausgegeben werden. Diese Gutscheine helfen dabei, Rückstände und laufende Energiekosten zu decken. Die Sozialberatungen vor Ort ermöglichen es, die Höhe der Gutscheine individuell anzupassen, um eine gezielte Unterstützung zu gewährleisten.
In den zahlreichen Energieberatungsstellen in Wien erhalten Interessierte außerdem Informationen zu energieeffizientem Bauen und Wohnen, zu stromsparenden Haushaltsgeräten und zum bewussten Umgang mit Energie. Dadurch können sowohl die Umwelt als auch die finanzielle Situation entlastet werden. Neben dem Kompetenzzentrum Erneuerbare Energie erhält man auch bei der Hauskunft Unterstützung rund um das Thema Sanieren für Eigentümer*innen von Wohnungen, Wohnhäusern und Eigenheimen.
Mehr zum Zielbereich Energieversorgung gibt es in der Webversion der Smart Klima City Strategie Wien.
Der Zielbereich Energierversorgung trägt zu den folgenden Sustainable Development Goals (SDGs) der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bei:
Zielbereich des Monats März: Stadtökologie, Umwelt & Wasser
Zielbereich des Monats April: Beteiligung, Engagement & Kultur
Zielbereich des Monats Mai: Wirtschaft & Arbeit
Zielbereich des Monats Juni: Anpassung an den Klimawandel
Zielbereich des Monats Juli: Gesundheit & Soziale Inklusion
Zielbereich des Monats August: Mobilität & Verkehr
Zielbereich des Monats September: Bildung, Wissenschaft & Forschung