Zielbereich des Monats

Jeden Monat rücken wir einen Zielbereich der Smart Klima City Wien in den Mittelpunkt. Wir beschreiben, worum es in diesem Zielbereich geht; stellen spannende Initiativen und die smarten Köpfe dahinter vor; präsentieren aktuelle Projekte und zeigen, wo man das jeweilige Themengebiet in der Stadt hautnah erleben kann. Auf Facebook gibt es außerdem passende Fun Facts – nicht verpassen!

Im grauen, winterlichen Stadtbild fallen die Mitarbeiter*innen der MA 48 in ihrer orangenen Uniform noch mehr ins Auge als ohnehin schon. Sie kümmern sich nicht nur um eine saubere Stadt, sondern sind auch ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Und gerade zur Weihnachtszeit – wenn das viele Geschenkpapier die Tonnen in den Müllräumen füllt – sind sie besonders gefordert. Die hübsche Verpackung macht sich zwar sehr gut unter dem Weihnachtsbaum, ist aber aufgrund ihrer sehr kurzen Lebensdauer nicht besonders nachhaltig und das Gegenteil von Zero Waste. Womit wir auch schon beim Thema für diesen Monat wären.

Die Wiener Abfallwirtschaft gilt europaweit als Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit. Ihr innovatives Konzept der Kreislaufwirtschaft steht im Mittelpunkt eines langfristigen Engagements für Umweltschutz und Ressourcenschonung. Anstatt wertvolle Materialien nach einmaliger Verwendung zu entsorgen, setzt Wien auf einen kontinuierlichen Kreislauf der Wiederverwertung. Ein effizientes Abfalltrennsystem ermöglicht es den Wiener*innen, Wertstoffe gezielt zu trennen und zu recyceln. Selbst der Restmüll wird in hochmodernen Verbrennungsanlagen umweltfreundlich thermisch verwertet und liefert dabei Fernwärme, -kälte und Strom. Das beeindruckende Ergebnis: Die Wiener Abfallwirtschaft reduziert bereits heute mehr CO2, als sie erzeugt. Mit einem klaren Bekenntnis zur Klimaneutralität bis 2040 und einer vollständigen Abfallverwertung bis 2050 setzt Wien auf die bewährte Formel „Reduce – Reuse – Recycle“. Ein wegweisendes Modell, das auch international zu einem umweltfreundlichen Umdenken inspirieren kann.

Reduce & Reuse

Mit dem Motto “Reduce & Reuse” steht die Vermeidung von Abfällen und die Wiederverwendung gebrauchter Produkte in Wien klar im Mittelpunkt. Die Wiener Abfallwirtschaft setzt dabei auf Kreativität und Gemeinschaftsgeist, um die Stadt sauberer und nachhaltiger zu gestalten. Mit ihrer humorvollen Herangehensweise trägt die 48er mit witzigen Sprüchen und Aufklärungskampagnen so seit vielen Jahren zur Schaffung von Umweltbewusstsein bei. Regelmäßiger Höhepunkt ist das jährliche Mistfest im September, das nicht nur eine informative Plattform, sondern als familienfreundliches Event mit Kinderflohmarkt und Musik auch einen spielerischen Zugang zu nachhaltigen Themen bietet. Die Frühjahrsputz-Aktion “Wien räumt auf” ruft die Wiener*innen dazu auf, ihre Stadt in gemeinsam von Müll zu befreien und sie in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Interessierte Wiener*innen können sich außerdem kompakt – und mit einer Prise Humor – im “Des klane 48er Heftl” über die Abfalltrennvorgaben der 48er informieren. Das kleine Heftchen gibt es bisher bereits in 17 Sprachen und nun sogar auf Wienerisch.

Als Vorreiterin in Sachen Umweltschutz setzt die Stadt Wien mit dem innovativen Umweltmanagementprogramm PUMA seit 1996 wegweisende betriebliche Maßnahmen für Nachhaltigkeit in der gesamten Stadtverwaltung um. Von der Reduzierung des Energieverbrauchs bis zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität wurden bis heute über 140 flächendeckende und 440 spezifische Maßnahmen im Rahmen von PUMA erfolgreich realisiert. Damit unterstützt PUMA auch die Umsetzung des Wiener Klimafahrplans und ist dabei eng mit weiteren umwelt- und klimaschutzrelevanten Initiativen und Programmen der Stadt Wien vernetzt: Mit dem Programm OekoBusiness Wien begleitet die Stadt Wien Unternehmen bei der Abfallvermeidung und bietet umfassende Beratung an. Gleichzeitig setzt sie sich aktiv für mehr Wiederverwendung und Recycling ein, insbesondere durch das umweltfreundliche Beschaffungsprogramm ÖkoKauf Wien. Hierbei verpflichtet sich die Stadtverwaltung seit über zwei Jahrzehnten dazu, Produkte mit Fokus auf Ressourcenschonung, ökologische Produktionsmethoden, Energieeffizienz, Reparierbarkeit sowie der Vermeidung von Emissionen und Gefahrstoffen zu erwerben. Der Einfluss ist erheblich, da die Stadt Wien jedes Jahr Produkte und Dienstleistungen im Wert von mehreren Milliarden Euro erwirbt. Das entspricht etwa den Gesamtausgaben aller Wiener Haushalte für Wohnen, Ernährung, Bekleidung, Reinigung und Mobilität jährlich.
Das Start-up Programm RE:WIEN wiederum dient als Innovationsplattform, das Neu-Unternehmer*innen dabei unterstützt, gemeinsam mit Expert*innen an zukunftsweisenden und nachhaltigen Produktlösungen zu arbeiten.

Seit dem 21. Oktober läuft in Wien außerdem und bereits zum vierten Mal die Aktion “Wiederverwenden statt wegwerfen” mit dem beliebten Wiener Reparaturbon. Dieser fördert die Reparatur von Fahrrädern bis hin zu Teddybären und Kleiderschränken – Elektrogeräte sind ausgenommen, da sie bereits vom Reparaturbonus abgedeckt sind. Seit dem Herbst 2020 wurden durch diese Initiative 35.000 Gegenständen neues Leben eingehaucht. So konnten beeindruckende 2.700 Tonnen CO2 und 352 Tonnen Abfall eingespart werden. Das Reparaturnetzwerk Wien wurde 1999 gegründet und vereint über 140 Unternehmen, die sich gemeinsam für den Umweltschutz einsetzen, indem sie jährlich die Produktion von über 880 Tonnen Abfall durch Reparaturen vermeiden.

Die zwei Standorte des 48er-Tandler bieten darüber hinaus zahlreiche Angebote aus zweiter Hand. In den beiden „Second-Hand-Läden“ der 48er kann man hochwertige, funktionsfähige Altwaren zu erschwinglichen Preisen erwerben und so aktiv zur Abfallvermeidung in Wien beitragen. Die Erlöse kommen karitativen Einrichtungen zugute.

Auch die Wiener Sharing Economy trägt zum Erfolg des Wiener Kreislaufmodells bei. Gemeinschaftsgärten, privates Car- und Food-Sharing sowie das Citybike-Verleihsystem von WienMobil sind nur einige Beispiele, wie die Stadt aktiv Abfallvermeidung und nachhaltiges Handeln fördert.

Auch Abgase werden verwertet

In Wien wird alles aus dem Abfall rausgeholt: Durch moderne Verfahren werden CO2-Emissionen aus den Abgasen der Müllverbrennung erfasst. Im Rahmen des Pilotprojekts “Wir recyclen CO2” wird das CO2 aus Verbrennungsprozessen erfolgreich in Streumittel umgewandelt. Das Projekt gilt als wegweisend in der Bauindustrie und hat in der abgeschlossenen Pilotphase bereits beeindruckende 330 kg CO2 gebunden. Das ist vergleichbar mit dem CO2-Ausstoß eines PKWs auf der Strecke Wien – Oslo – Wien innerhalb eines Monats.

In Simmering, bleibt auch der Klärschlamm als “Restprodukt” nicht ungenutzt. Die ebswien Hauptkläranlage verwertet diesen energieeffizient, wobei bei der Verbrennung des Klärschlamms jährlich 12.000 Tonnen Klärschlammasche anfallen. Dieses Nebenprodukt enthält beeindruckende 1.500 Tonnen Phosphor, der in Zukunft als wertvolles Düngemittel zurückgewonnen werden soll. Mit Innovationen dieser Art strebt Wien an, sich in Zukunft zu einer nahezu abfallfreien Zero-Waste-City zu entwickeln.

Zirkuläres Bauen und nachhaltige Baustoffe

Dafür setzt Wien auch im Baubereich auf die nachhaltige Nutzung von Altstoffen und Materialien, um Ressourcen zu schonen und Abfälle in wertvolle Sekundär-Rohstoffe umzuwandeln. Das Leitmotiv lautet dabei: “Nichts verschwenden – wiederverwenden!”. Diese innovative Vorgehensweise spiegelt sich besonders im Programm DoTank Circular City Wien 2020 – 2030  wider, das zu den Leitprojekten der Wirtschafts- und Innovationsstrategie Wien 2030 gehört. Die digitale Informationsplattform VIE.CYCLE dient dabei als zentrale Anlaufstelle für Pionier*innen der Kreislaufwirtschaft, Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung sowie interessierte Wiener*innen. Hier findet man nicht nur die zirkuläre Bau-Roadmap, sondern auch aktuelle Informationen zum Programm und internationalen Kooperationen. Essentiell beim kreislauffähigen Bauen sind (digitale) Leistungsverzeichnisse (Building Information Modeling, BIM) der verbauten Materialien, die dokumentieren, welche Wertstoffe eigentlich in Gebäuden integriert sind. Nicht zuletzt durch das Zukunftsprojekt BRISE-Vienna der digitalen Baueinreichungen nimmt die Stadt Wien hier eine internationale Vorreiterinnenrolle ein.

Auch die 48er positionieren sich in diesem Zusammenhang mit dem Bau einer Unterkunft für rund 250 Mitarbeiter*innen ganz vorne. Erstmals kommt in einem öffentlichen Gebäude der Stadt Wien Recyclingbeton zum Einsatz. Diese innovative Methode ermöglicht die effiziente Wiederverwertung von Betonabbruch, indem recycelte Gesteinskörnung für die Herstellung von Recyclingbeton verwendet wird. Damit setzt die 48er ein klares Zeichen für nachhaltiges Bauen und zeigt im Sinne der Kreislaufwirtschaftsstrategie der Stadt Wien, dass ressourcenschonende Bauprojekte durchaus umsetzbar sind.

Nachhaltig, sozial, wirtschaftlich

Dass Kreislaufwirtschaft auch sozial und wirtschaftlich sein kann, zeigt zum Beispiel das Demontage- und Recycling-Zentrum (DRZ). Als sozialökonomischer Betrieb schafft er nicht nur temporäre Jobs für 200 Langzeitarbeitsuchende, sondern gibt auch Elektroaltgeräten eine zweite Chance. Das BauKarussell stellt das Wort „Social“ vor „Urban Mining“ und beschäftigt im Rahmen von Rückbauprojekten benachteiligte Menschen. Wichtige Initiativen, die Kreislaufwirtschaft mit sozialem Engagement und Umweltschutz verbinden.

Die Stadt Wien denkt auch an zukünftige Entwicklungen im Arbeitsmarkt und investiert 5,4 Millionen Euro in klimaschutzrelevante Lehr- und Fachkräfteausbildungen. Diese Ausbildungen in 70 Berufen, die von erneuerbarer Energie bis zu Big Data reichen, sind nicht nur der Schlüssel zur Fachkräftesicherung, sondern auch entscheidend für Wiens Weg zur Klimaneutralität.

Mehr zum Zielbereich Zero Waste & Kreislaufwirtschaft gibt es in der Webversion der Smart Klima City Strategie Wien.

Der Zielbereich Digitalisierung trägt zu den folgenden Sustainable Development Goals (SDGs) der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bei:

 SDG 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden SDG 12 Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster SDG 15 Leben am Land

Projekte

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© PID/Christian Fürthner

Zielbereich des Monats März: Stadtökologie, Umwelt & Wasser

Zielbereich des Monats April: Beteiligung, Engagement & Kultur

Zielbereich des Monats Mai: Wirtschaft & Arbeit

Zielbereich des Monats Juni: Anpassung an den Klimawandel

Zielbereich des Monats Juli: Gesundheit & Soziale Inklusion

Zielbereich des Monats August: Mobilität & Verkehr 

Zielbereich des Monats September: Bildung, Wissenschaft & Forschung

Zielbereich des Monats Oktober: Energieversorgung

Zielbereich des Monats Dezember: Digitalisierung